Ensemble

“Ich darf den Anbau nicht wegreißen, jetzt ist er auf einmal ein Denkmal.”
Aus einer scheinbar wertlosen Hinterhofbebauung entstand ein kleines Schmuckstück durch das Zusammenspiel über eine Zeitspanne von fast 150 Jahren.

Das Zusammenspiel der Teile macht das Ensemble aus. Dabei wurden die Gebäudekörper erhalten und zwei neue hinzugefügt. Im Inneren teilweise wiederhergestellt, weiter entwickelt und zu neuen Zusammenhängen verschränkt.

Denkmal 1: Stadthaus an prominenter Stelle (1864)
Denkmal 2: Veranda und Atelier (1906 im Biedermeierstil)
Denkmal 3: Atelieranbau mit Arbeiterwohnungen (1924)
Neubau 1a: Moderner Glastrakt
Neubau 1b: Hinterhofhaus aus Mauerwerk

Im Innenhof wurde jetzt der erste Bauabschnitt mit der Sanierung der Anbauten von 1906 und einem zusätzlichen Neubau realisiert. Die Belichtung des Anbaus von Norden war ungünstig. Der lange Innenhof mit 9 m Breite ist schmal und umgeben von Mauern sowie Häusern, damit denkbar ungeeignet für eine Erweiterung. Der Bauherr, selbst Ingenieur, hatte schon eigene Entwürfe für ein Einfamilienhäuschen im Hinterhof gemacht. Doch nachdem das Denkmalamt den Anbau von 1924 als schützenswert erklärt hat, holte er sich professionelle Hilfe. So entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Rat durch den Architekten und Tat des Bauherrn, der oft selbst zupackt und organisiert.

Ein Kunstkniff mit einem noch kleineren Innenhof und einer großen Verglasung lässt drei lichtdurchflutete Wohnungen entstehen. Zwei der Wohnungen erstrecken sich dabei vom Altbau über den modernen Glastrakt in einen zeitlos traditionellen Mauerwerksbau. Hier wandelt man durch die Raumkonzepte der letzten 100 Jahre in einem Gefüge, das mehr ist als die Einzelteile: ein Ensemble, das sich gegenseitig ergänzt.

Das Künstleratelier von 1906 erhielt sein großes Fenster nach Norden zurück. Das Spiel mit Licht und Schatten der Putzstrukturen des neobarocken Anbaus tritt wieder zum Vorschein. Die neue geschwungenen Galerie betont die Höhe des Raums, schafft zusätzlich Platz und fügt sich stilistisch ein.

Im eigentlichen Hinterhof zeigen sich die Bauten nebeneinander, das “neue alte” Haus spielt dabei bewusst mit seiner Höhe. Die sich übereinanderschichtenden Fenster sind so proportioniert und gesetzt, dass fast der Eindruck entsteht, das schmale Volumen wäre 4-geschossig.

Im Inneren wird das Spiel mit den Stilen im Detail fortgesetzt. Die Türklinken könnten aus der Zeit des (?) Bauhaus sein oder noch älter und auch ganz zeitgenössisch im “Vintage”-Look. Vor der Holz-Wohnungstüre ist der Porzellaneinsatz schwarz, bei den weißen Innentüren weiß. Die Lichtschalter sind rund, der Boden Fischgrät, die Fliesen handgefertigt mit kleinen monochromen Mustern durchsetzt. So entstand eine Sammlung an kleinen Details anhand von Entscheidungen, die meist nicht viel mehr kosten als die zusätzliche Zeit, die es bedarf, um eine gute Lösung zu finden.